Eine spezielle Wanderfahrt mit logistisch grösseren Herausforderungen fürs OK. Vorweggenommen: es klappt alles. Ein grosses Hipphipphurra auf Lucienne und Christoph.
Unser Start ist in Mestre, wo die Teilnehmenden individuell oder in Kleingruppen anreisen. Das Motto des ersten Abends: wir gewöhnen uns an die schöne italienische Sprache, das feine Essen und Trinken, und das (überraschend) schöne Städtchen.
Mittwoch, 02. Juni (Bacchiglione)
Wir reisen in Kleinbussen von Mestre zum Ruderclub Padova. Ein Bootspark erster Klasse. Vom Kajak, Drachenbooten bis zu Ruderbooten, welche neben der Bootshallen auch grössere Zelte füllen. Da glänzte manches Auge. Nach einem zackigen Aufriggern und Übergabe von Streckenplänen geht es auf dem sehr natürlichen Flüsschen Bacchiglione 15 km bis zum Kraftwerk oder Schwelle. Das Flüsschen schlängelte sich durch sehr wilde und romantische Gegenden, wobei wir uns gut im Steuern üben können. Die sechs Boote verteilen sich aufgrund der vielen Kurven rasch und wir kehren gut eingefahren zum Ruderclub Padova zurück. Duschen im Club und ab in den Ausgang. Per ÖV reisen wir nach Padova. Eine schöne Stadt, geradezu eine Reise wert. Mit Zug geht’s dann zurück nach Mestre zum Stammhotel.
Donnerstag, 03. Juni 2022 (Bacchiglione bzw. Naviglio di Brenta bis nach Dolo)
Erneut mit drei Kleinbussen starten wir. Für Lucienne eine grosse Erleichterung, dass alles klappt. Heute geht es in die andere Richtung auf dem Bacchiglione, zum Naviglio di Brenta. Zuerst kreuzen uns immer wieder Boote vom sehr aktiven Ruderclub Padova. Doch später nach der ersten Schleuse von fünf sind wir alleine. Die zugeteilten Boote kommen rasch vorwärts. Unser Endziel ist heute das kleine Städtchen Dolo. In einem geradezu für den BRC gebauten Unterstand lagern wir die Boote. Entweder im hübschen Städtchen Dolo Eis essen oder mit dem Bus zur Villa Pisani in Stra ist angesagt. Ein historisches Kickoff von Eva über die Villa Pisani (sowie den Architekten Palladio, der andere Bauten geplant hat) stimmen uns für einen Rundgang in dieser geschichtsträchtigen Villa ein. Gezeichnet vom Rudern und der Hitze geht’s dann per ÖV zurück nach Mestre. Heute essen wir als Gesamtgruppe und der Applaus an Lucienne und Christoph ist nach Ines’ Dankesrede der würdige gemeinsame Abschluss des ersten Teils.
Freitag, 04. Juni 2022 (Naviglio di Brenta und über die Lagune bis nach Venezia)
Packen, Reise mit dem öffentlichen Bus nach Dolo und Einwassern der Boote. Es sind unsere letzten Kilometer auf dem „Kanal“, der sich wiederum vorbei an imposanten Villen und hübschen Ortschaften schlängelt. Während wir rudern und schleusen, fährt Christoph den Anhänger auf den Tronchetto.
Die letzten drei Schleusen funktionieren tiptop und nun folgt die Überfahrt nach Venedig. Zwar ist die Bucht durch die Sandbänke und Inseln geschützt, doch die hohen Wellen und der Wind wird zur grossen Herausforderung nicht nur der Steuerleute. Unser Boot wählte die Strecke südlich entlang der Giudecca. Ich gehe davon aus, dass ich nicht der Einzige bin, der nach dem Canale di San Giorgio und der Überquerung des Bacino San Marco froh ist, trocken das Boot an den Rand eines Kanalsträsschen beim Arsenale legen zu könnnen. Ab heute hat der BRC eine Armada von 8 Booten in Venedig. Unsere Flotte hat sich somit vergrössert, und der Hänger ist nun leer.
Samstag, 05. Juni 2022 (Ruderfreitag auf Venedig)
Blasen pflegen, ausschlafen, Biennalebesuche, Ausflüge auf Burano oder Murano oder was auch die Ausflüge sind. Lustig ist immer wieder begegnen sich die BRC Teams teilweise in originellen Tenues.
Sonntag, 06. Juni 2022 (Vogalonga)
Es hat etwas Mystisches, so morgens früh durch die Gassen Venedigs zu ziehen und zum eigenen Boot zu gehen. Die Stimmung ist ähnlich wie am Morgenstreich, wenn die Kostüme rascheln, die Ueliglöckchen tönen und sich alle auf vier Uhr freuen. Musste ich vierzig Jahre rudern um diesese Atmosphäre reinzuziehen? Anscheinend. Wir helfen uns gegenseitig beim Einwassern beim Arsenale und positionieren uns eher im vorderen Teil der vielen Boote. Schnittige Barken, Kajaks, grosse Gondeln, Drachenboote, unzählige Ruderboote vom Skiff bis zum Achter stellen sich auf und starten nach den Böllerschüssen. Für die Steuerleute eine riesige Herausforderung und eine Wachheit ist angesagt. Mit kräftigen Schlägen und mit Erfahrung von routinierten Ruderinnen und Ruderer lasse ich mich wie in Trance darauf ein. Es ist nicht mit einer Regatta zu vergleichen, es ist auch kein Langstreckenrennen, doch die Vogalonga lässt einem mitreiten auf ihrer langen Welle und zieht nicht nur alle in einen Bann, sondern beflügelt. Einfach ein schönes Erlebnis. Die sonst sonst gefürchteten Wellen sind reduziert und es ist einfach schön zwischen den Sandbänken und Inseln Murano und Burano Venedig zuzurudern. Es ist ein Stadtfest. Herzlich und mit südländischer Freude und Charme kommen wir unserem Ziel bei der Piazza San Marco näher. Was für ein Gefühl, in einer C-Gig mit einem kräftigen Schlag unter der Rialto Brücke durchzurudern unter tosendem Applaus und Freude pur. Beim Ziel kommt einem ein zufriedenes Lächeln, wenn der Speaker die holprig tönenden Namen bekanntgibt. Es ist genial.
Das Zurückrudern zum Tronchetto ist dann eher mühsam. Doch noch einmal begegnen sich alle BRC Teilnehmenden. Es ist genial, wie alle sich gegenseitig helfen. Das frische Getränk beim Empfang beim Hänger ist eines der grössten Geschenke im Moment der Zufriedenheit.
Müde und sehr erfüllt nehmen wir Abschied. Ein Teil bleibt in Venedig und hängt ein paar Tage an, respektive rum. Für Andere heisst es am Pfingstmontag Abschied nehmen. Es ist für mich ein einzigartiger Vogalonga. Ich danke meiner Crew für die schönen Tage über die technisch schönen Kilometer zu Wasser, die fröhlichen Après Row Stunden in fein ausgewählten Restaurants, die Rücksichtnahme auf meine Einschränkungen et Grazie ans OK alla prosima a Venezia.
Valentin